Die Archäologie

Was ist heute noch auffindbar von der reichhaltigen Geschichte der Schaumburg?

Bei den Grabungen im Sommer 2020 am Nordostwall am Kontereskarpenmauerwerk wurden doch sehr interessante Überreste gefunden:

im Sommer 2020 freigelegte Nordostmauer
im Sommer 2020 freigelegte Nordostmauer
Hohlraum 01 in Nahaufnahme SB 04_09_20
Hohlraum 01 in Nahaufnahme SB 04_09_20
Hohlraum 02 in Nahaufnahme SB 04_09_20
Hohlraum 02 in Nahaufnahme SB 04_09_20

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Man darf sich darüber Gedanken machen, wofür diese Hohlräume damals von den Erbauern gedacht waren. Es bietet sich an, dass dort einstmals Balken eingefügt waren, die das Mauerwerk halten sollten oder Anbauten stützten.

August Trinius hat 1902 in seiner farbenprächtigen Art von der Geschichte der Burg erzählt. Zwischen 1920 und 1930 hat der damalige Schaumburgverein unter der Leitung des Architekten Dr. W. Albrecht bereits nach archäologischen Zeugnissen auf der Burg gegraben. Leider sind die Ergebnisse und Dokumentationen aus dieser Zeit weitestgehend verloren gegangen, sodass wir uns auf das verlassen müssen, was in den Jahren 1997 bis 1999 von den Archäologen Dirk Höhne und Mario Küssner im Auftrag des Thüringer Landesamtes für Archäologie mit Unterstützung der Stadt Schalkau dort aufgefunden und dokumentiert wurde.

Die ausführlichen Grabungsberichte sind für wenig Geld in Papierform bestellbar beim Verlag Beier und Beran Archäologische Fachliteratur ISBN 3-8062-1457-3 und 3-8062-1351-8. In meinen Ausführungen beziehe ich mich auf diese Berichte.

 

Der Gipfelbereich des Berges ist durch mehrere Vorwerke und zwei Wall-Graben-Einheiten stark gesichert gewesen. Dabei ist das innere System als klassischer Zwinger mit innerer Mauer und vier Ecktürmen ausgebildet. Diese zieht sich um die unteren Lagen des hoch aufragenden Gipfels mit den Bauten der Kernburg. Die Außenmauer ist eine Wallmauer mit Wallseite zum äußeren Wall-Graben-System. Es handelt sich hier um Anlagen, die auf den Wiederaufbau und die Umgestaltung der Burg zu einer Kleinfestung durch Wiltwolt von Schaumberg um 1500 zurückgehen.

Wiltwolt von Schaumberg errichtete innerhalb von kurzer Zeit auf den Resten der alten Burg eine moderne Anlage, die den Kriegstechniken seiner Zeit angepasst waren. Dazu passt der Fund einer Hakenbüchse, die sich heute im rekonstruierten Zustand im Heimatmuseum Schalkau befindet.

Aber auch Teile einer Münzwaage wurden gefunden, die Reste einer Tonflöte, eine Gussform für kleinkalibrige Kugeln, eine eiserne Vollkugel für einen Sechspfünder, eine Schnepper- oder Spielkugel aus Ton sowie einen aus einer Wandungsscherbe gearbeiteter Brettspielstein.

Die früheste aufgefundene Keramik datiert in das späte 12. und das 13. Jahrhundert. Es handelt sich um deutsche wellenverzierte Keramik. Dazu gesellen sich wenige Scherben einer Ware nach Pingsdorfer Machart und einige Stücke blaugrauer Ware. Weitere Keramikfunde lassen sich in die Zeit nach der Rekonstruktion der Burg um 1500 eingliedern.

Durch sehr viele, allerdings kleine, grün, zuweilen auch gelb und blau glasierte Fragmente ist mindestens ein großer Kachelofen belegt. Die Ofenkacheln zeigen szenische Darstellungen. Unter den übrigen Funden ragt eine in die frühe Neuzeit datierte Silbermünze hervor. Es handelt sich dabei um einen Annengroschen der Stadt Braunschweig. Das Prägedatum ist vermutlich 1539.

Weitere Fundstücke aus früheren Grabungen, zB. ein Sauspieß, eine Anzahl von Armbrustbolzen und verschiedene Bleche und Schlüssel befinden sich heute im Heimatmuseum Schalkau und im Spielzeugmuseum Sonneberg.

Heute sind auf der Oberburg noch gut erkennbar die Reste eines Tonnengewölbes auf der Nordwestseite, ein weiterer Raum, dessen Tonnengewölbe Ende der 90iger Jahre mit Beton stabilisiert wurde und die mehrere Meter tiefe Zisterne. Dazu kommen gut erhaltene Reste der unteren Burgmauer mit den Türmen und dem Außenwall. Im Außenwall befindet sich an der Nordseite ein weiteres Tonnengewölbe, das nach unten führt, und vermutlich eine Art geheimer Fluchtweg gewesen sein könnte. Dieser muss aber erst noch erschlossen werden.

Wiltwolt von Schaumberg hat im Jahr 1499 von der Burg seiner Ahnen nur noch zwei Kemenaten ohne Wall und Graben aufgefunden. Als weltgewandter und kriegserfahrenen Burgherr errichtete er darauf für sich, seine Gefolgsleute und seine Gemahlin eine kleine, aber wehrhafte und vermutlich auch wohnlich angenehme Burg, die bis zu ihrer Brandschatzung im dreißigjährigen Krieg Bestand hatte. Er selbst verstarb 1510 und wurde in Schleusingen begraben.